Verlassene Kirchen und Klöster, die Sie unbedingt besuchen sollten

Armenien erstreckt sich über eine Fläche von fast 30.000 Quadratkilometern, und auf diesen liegen mehr als 4.000 Kirchen und Klöster! Viele von ihnen sind verlassen, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende alt und erzählen von ener geschichtsträchtigen Vergangenheit. Diese verlassenen Heiligtümer sind nicht nur verwitterter Stein, sondern lebende Chroniken der Hingabe alter armenischer Völker. Als erster Staat, der das Christentum zu seiner offiziellen Religion machte, spielte der Glaube eine zentrale Rolle in der Entwicklung armenischer Identität. Dadurch wurde über die Jahrtausende ein einzigartiges kulturelles Erbe geschaffen, das unter anderem in der Architektur dieser heiligen Stätten seinen Ausdruck findet. Aufwändige Schnitzereien, Fresken und Chatschkarner (Kreuzsteine), die die Zeit überdauert haben, zeugen von der Kreativität unzähliger Generationen und spiegeln die Seele der Nation wider.
Lesen Sie weiter, um zehn der berühmtesten verlassenen Kirchen und Klöster Armeniens nach Regionen geordnet kennenzulernen!
Shirak Region
Im Dorf Anipemza an der Grenze der armenischen Regionen Shirak und Aragatsotn befindet sich die dreischiffige Basilika von Yereruyk. Dieses historische Juwel liegt nur wenige Kilometer von Ani entfernt, der ehemaligen Hauptstadt Armeniens aus dem 10. Jahrhundert, die auch als „Stadt der 1.001 Kirchen“ bekannt ist. Umgeben von einer kargen Landschaft ist Yereruyk eines der wenigen Bauwerke der armenischen Architektur, das auf einem treppenartigen Sockel steht. Der Name Yereruyk kommt von dem armenischen Verb „zittern“. Da das von Säulen gestützte Gebäude aus der Ferne betrachtet leicht zu zittern schien, bekam es diesen Namen. Das vermuten zumindest Experten. Nachdem das Gebäude dem Lauf der Zeit ausgesetzt war und zusätzlich im 7. Jahrhundert ein Erdbeben überstanden hat, steht es heute in Form einer majestätischen Ruine in Anipemza. Zur Anerkennung der kulturellen und historischen Bedeutung der Basilika nahm die UNESCO den Komplex 1995 in ihre vorläufige Liste für eine mögliche Ernennung zum Weltkulturerbe auf.
Aragatsotn Region
Das Kloster St. Sarkis ist ein bedeutender Klosterkomplex, der dem Schutzpatron der jungen Leute und, noch spezifischer, der jungen Liebenden gewidmet ist. Es liegt in der Nähe des Dorfes Ushi in der Provinz Aragatsotn, nur 37 Kilometer von Jerewan entfernt. Der Komplex, ehemals Zentrum für spirituelle Bildung im alten Armenien, ist bis heute eine bedeutende Pilgerstätte. Außerdem können dort sehr gut erhaltene Exemplare für armenische Architektur aus verschiedenen historischen Epochen bestaunt werden. Die Ausgrabung und Restaurierung der Kapelle Ende der 1990er Jahre begann unter der Schirmherrschaft von Erzbischof Shahen Ajemian. Erwähnenswert ist auch, dass Voskan Yerevantsi hier vor sehr langer Zeit zu einem Manuskript beigetragen hat, das später als Grundlage für die allererste gedruckte armenische Bibel diente.
Kotayk Region
Nur drei Kilometer nördlich des Dorfes Buzhakan in der Region Kotayk liegt das alte Armenische Kloster Teghenyats. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über diese heilige Stätte gehen auf das 8. Jahrhundert zurück und sind Beweis für dessen historische Bedeutung. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert stand das Kloster als Kultur- und Lehrzentrum in seiner Blütezeit. Angesehene Armenier wie Sargis Imastaser, Vardapet Vanakan und Historiker Vardan Areveltsi gaben ihr Wissen in den Mauern dieses Klosters weiter.
Doch dies ist noch nicht alles, was ein Ausflug in die Kotayk-Region zu bieten hat. Bewundern Sie zum Beispiel das kristallblaue Wasser des nahe gelegenen Aparan-Stausees oder besuchen Sie den Klosterkomplex Neghuts aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Neghuts liegt in der Nähe des Dorfes Arzakan und des Ferienortes Aghveran, hoch oben auf einem Hügel und bietet einen atemberaubenden Blick auf das darunterliegende Kotayk-Tal. Schauen Sie sich bei Ihrem Besuch unbedingt die Kuppel der Saint Astvatsatsin Kirche an, deren ausgefallenes Sternmuster aufwändig in die Steinwände gemeißelt wurde.
Ganz in der Nähe von Neghuts finden Sie auch die faszinierenden Ruinen von Ghuki Vank und St. Gevorg aus dem 13. Jahrhundert. Tipp für Naturliebhaber: Zwischen Mai und Oktober erstrahlt die Landschaft dieser Region in voller Pracht!
Lori Region
Der Klosterkomplex Kobayr liegt auf einer Klippe der Debed-Schlucht und bietet atemberaubende Ausblicke auf die Wälder der Region sowie die darunterliegenden Felsen. Der Name leitet sich von der Kombination der armenischen und georgischen Wörter für „Höhle“ ab. Kobayr stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist besonders beliebt, weil Besuchern hier eine Mischung aus Natur, Kultur und spiritueller Bedeutung geboten wird. Erkunden Sie die Hauptkirche, Kapellen und Chatschkarner und bewundern Sie die noch erhaltenen biblischen Fresken, die dem Zahn der Zeit erstaunlich gut standgehalten haben.
Das von Wald umringte St. Gregory-Kloster Bardzrakash liegt nicht weit von der spektakulären Marts-Schlucht entfernt. Dieser zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert erbaute Klosterkomplex ist eine Hommage an St. Gregor den Erleuchter, den verehrten Schutzpatron der Armenischen Apostolischen Kirche. Das Kloster war im Mittelalter ein wichtiges Zentrum für religiöse Studien und Bildung in Nordarmenien. Heute ist es eine eindringliche Ruine, deren bedeutsame Vergangenheit immer noch spürbar ist. Historische Aufzeichnungen lassen darauf schließen, dass Bardzrakash nur relativ kurz genutzt wurde und wahrscheinlich nach der mongolischen Invasion in Armenien aufgegeben werden musste.
Kombinieren Sie Ihren Besuch beider Klöster mit einem Ausflug in das nahegelegene Dsegh, ein malerisches Dorf, das auch die Heimat des berühmten Schriftstellers Hovhannes Tumanyan ist. In der Gegend gibt es außerdem reichlich üppige Natur, darunter Schluchten, Berge und Seen, die auf Ihren Besuch warten.
Tavush Region
Aghavnavank liegt an den Ufern des Getik-Flusses. Das Dorf ist klein aber charmant und es gibt eine beeindruckende Bergkulisse zu bestaunen. Prächtige Bergketten und Felsen umgeben Aghavnavank praktisch von allen Seiten. Das Aghavnavank-Kloster stammt höchstwahrscheinlich aus dem 12. bis 13. Jahrhundert und ist von Ruinen der Gebäude umgeben, die einst den Priestern und Schülern des Komplexes dienten. Besuchen Sie Aghavnavank im Herbst, wenn das abseits gelegene Kloster von den bunten Blättern des Aghnabat-Waldes im Dilidschan-Nationalpark eingerahmt wird. Die herbstliche Atmosphäre bringt das Naturschutzgebiet wahrlich zum Leuchten. Dort können Sie auch uralte Eiben finden, die bis zu 25 Meter hoch und ganze 400 Jahre alt sind.
Das mittelalterliche Matosavank-Kloster, eingebettet in die dichten Wälder Nordarmeniens, lässt Besuchende durch die alten Steine seine historische und spirituelle Bedeutsamkeit spüren. Diese architektonische Meisterleistung aus dem 10. Jahrhundert besticht durch aufwändig geschnitzte Chatschkarner und zarte Fresken, die die lange Geschichte des christlichen Erbes Armeniens bezeugen. Die ruhige Umgebung von Matosavank und seine Lage auf einem Hügel bieten atemberaubende Ausblicke auf die darunterliegende Landschaft. Trotz Jahrhunderten der Verwitterung sind seine widerstandsfähigen Mauern und religiösen Artefakte ein Beweis für Armeniens reiches Kulturgut, das auch den unzähligen Konflikten in der Region standgehalten hat.
Mit seinen grasbedeckten Dächern fügt sich Khoranashat in den üppigen Frühlings- und Sommermonaten nahtlos in die umgebende Landschaft des Tavush-Tals ein. Das Kloster liegt nur einen Kilometer vom Dorf Chinari und ist gerade mal 500 Meter von der aserbaidschanischen Grenze entfernt. Dieser Komplex wurde zwischen 1211 und 1251 von Vardapet Vanakan, einem Schüler des Gelehrten und Priesters Mkhitar Gosh, erbaut und diente als Universität, an der bedeutende Intellektuelle des historischen Armeniens so wie zum Beispiel Historiker Grigor Aknertsi, Philosoph Vardan Areveltsi und Katholikos Grigor Akhtamartsi ihr Wissen weitergaben. Innerhalb dieser historischen Mauern wurden die Bibel von Khoranashat (1223) und das Buch der Klage (1563) verfasst.
Ararat Region
Eine Offroad-Strecke entlang des Flusses Azat führt Sie nach Baiburt, wo eine Basilika aus dem 5. Jahrhundert und antike Ruinen armenischer sowie aserbaidschanischer Behausungen zu finden sind. Ganz in der Nähe liegt das Dorf Mets Gilanlar und weiter bergauf die Ruinen der Kirche Aghjots Vank/St. Stepanos aus dem 13. Jahrhundert. Die Stätte umfasst einen Gavit, eine Kapelle und bezeugt einschneidende historische Ereignisse, wie zum Beispiel die persischen Invasionen Armeniens und verschiedene interreligiöse Konflikte. Aghjots liegt im staatlichen Naturschutzgebiet Khosrove und kann vom Dorf Goght aus durch eine Wanderung oder sogar mit einem Ausritt zu Pferd erreicht werden.
Finden Sie Ruhe und Erholung in Armeniens verlassenen, oftmals versteckten, jedoch immer atemberaubenden Klöstern.
Veröffentlicht am Juli 17, 2024